JazzArt | 03.05.2024

Neuburger Rundschau | Stefanie Winter
 

„Ein abwechslungsreiches Konzert“, versprach Reinhard Lecheler in seiner Einführung im Birdland und umriss damit in wenigen Worten den Auftritt des Ensembles JazzArt, das mit Stücken unterschiedlicher Stilrichtung die Vielfalt des Jazz dem Publikum darbot. Doch wie gestaltet man ein Konzert so abwechslungsreich, dass das Publikum bei jedem Stück eine andere Seite von JazzArt entdecken konnte und auch nach zwei Zugaben noch gerne weiter zugehört hätte? Werner Lecheler am Piano, Christoph Hoffmann am Vibrafon, Markus Haninger an Saxofon, Klarinette und Gesang und Gerhard Kiffe am Schlagzeug hatten das passende Rezept parat.

Zuerst nehme man Gesang- und Instrumentalstücke auf und setze sie nebeneinander. Während die einzelnen Instrumente mit dem mitreißenden Klassiker „Mourning Into Dancing“ ihre Visitenkarte abgaben, sang Markus Haninger „I Need You“ mit viel sehnsuchtsvoller Nachdenklichkeit.

Sodann baue man Stimmungswechsel zwischen den aufeinanderfolgenden Stücken ein. Auf das zum Schmunzeln anregende „She’s No Lady“ folgte mit Christoph Hoffmanns „Visions“ eine Eigenkomposition, die eine ganz andere Stimmung zauberte: Die Band ließ vor dem geistigen Auge die Utopie einer besseren Welt entstehen. Das nachhallende Vibrafon weckte Assoziationen an Glockenklänge, das mit samtweichem Ansatz gespielte Altsaxofon erinnerte an Schweben auf Wolken und die kraftvollen Drums unterstrichen die energische Umsetzung der Träume. Christoph Hoffmann am Vibrafon unterstrich mal mit schwebenden Akzenten den Charakter der Stücke, mal setzte er mit einem kraftvollen Vibrafonsolo ein Ausrufezeichen.

Man streue immer wieder bekannte Stücke ein, um anschließend die Zuhörer mit Eigenkompositionen zu fesseln. So durfte sich das Publikum bei Elton Johns „Your Song“, emotional gesungen von Schlagzeuger Gerhard Kiffe, genießerisch zurücklehnen. Von Gerhard Kiffe stammte die Komposition „Vamp Party“, wobei durch den Titel auf die Variation eines Musikschnipsels angespielt wurde. Aus dem allein durch das Vibrafon gespielten Grundmotiv entwickelte sich durch die darüber gelegten Improvisationen von Klavier und Saxofon ein Forte aller Instrumente, das sich Schritt für Schritt bis auf das Grundmotiv zurückbildete.

Werner Lecheler verarbeitete einmal einen Groove von Katie Melua, einmal Bedrich Smetanas „Moldau“. Wer hat herausgehört, dass für „Anyone futile dafts“ die Melodien der Nationalhymne Pate standen? Das Stück, das die Tonfolge A – F – D musikalisch wie thematisch umsetzte, bestach durch den militärisch anmutenden vom Schlagzeug geschaffenen Rahmen, das schnorrende Saxofon mit dem ihm antwortenden Vibrafon. In ihren Soli ergriffen sie Partei für fröhliche Vielfalt.

Zuletzt sorge man für die richtige Würze. Das geschah einerseits durch Reinhard Lechelers launige Moderation, andererseits durch Stücke aus anderen Stilrichtungen wie „Strike the Viol“ von Henry Purcell. Gehen Jazz und Barock zusammen? Oh ja, und wie! Dem klassisch kontrapunktischen Beginn folgten frische Rhythmen und improvisatorische Elemente, ohne dass das melodische Thema aus dem Blick geriet. Markus Haninger ließ sein Sopransaxofon sogar wie eine Barockflöte klingen! Überhaupt lotete er während des Konzerts alle Möglichkeiten des Saxofonspiels aus, überzeugt mit samtweichem Altsaxansatz genauso wie mit sattem Tenorsaxklang oder lebhafter Klarinette.

Dieses Rezept ist voll aufgegangen – mehr Abwechslung gepaart mit hochklassiger Darbietung an einem Konzertabend geht nicht!