Helmut Nieberle – Nachruf | 11.02.2020

Donaukurier | Karl Leitner
 

Am Sonntag, 9. Fe­bruar, ist der Jazzgitarrist Helmut Nie­berle im Alter von 63 Jahren in seiner Heimatstadt Regensburg verstorben. Mit seinem Tod verliert die deutsche Jazz­szene einen enorm kreativen, vielseitigen und versierten Musiker, der regelmäßig als Solist oder mit Bands unterschiedli­cher Besetzung auch in der Region auf­trat, etwa bei den Ingolstädter Jazztagen oder in der After Work Jazz Lounge. Seit 1991 stand er mindestens einmal jährlich auf der Bühne des Birdland Jazzclubs und, wie Birdland-Chef Manfred Rehm sagt, „gab es kein einziges Konzert, bei dem er mich nicht komplett begeistert hätte“.

Nieberle wurde in Kaufbeuren geboren, entdeckte früh seine Liebe zur Jazzgitarre und brachte sich erste Kenntnisse auf autodidaktischem Weg bei. Später stu­dierte er bei Attila Zoller, Joe Pass, Bar­ney Kessel und Jim Hall. Mit Leiden­schaft und nie nachlassender Beharrlich­keit beschäftige sich ausgiebig mit dem Gypsy Swing und brachte in diesem Stil auch seinen ersten Tonträger auf den Markt. Es sollten 21 weitere unter seiner Beteiligung folgen. Ab 1986 tat er sich mit seinem Kollegen Helmut Kagerer zusammen. Vor allem mit ihm spielte er regelmäßig im Duo und erwarb sich ei­nen hervorragenden Ruf in der europäischen Jazzszene, Auftritte in Burghausen und in Paris wurden zur Regel. Nieberle komponierte, arrangierte – unter ande­rem für Musiker der Berliner Philharmo­niker – schrieb Theatermusiken und un­terrichtete an der Städtischen Musik­schule Regensburg, im Freien Musikzen­trum München sowie an der Universität Augsburg.

Wer Helmut Nieberle einmal auf einer Bühne spielen sah, wird dies so schnell nicht vergessen. Ein Kritiker attestierte ihm einmal eine „konventionelle Grenzen überschreitende, aberwitzige Tech­nik“. Im Umgang mit seinem Markenzeichen, der siebensaitigen Gitarre, war er fürwahr ein Meister.

Bei all seinem Können blieb Nieberle immer ein überaus sympathischer, freundlicher und liebenswürdiger Mensch, als Gitarrist war er eine Autorität, als Person für viele, die ihn näher kannten, ein echter Freund. Erst im De­zember 2019 noch gastierte er zusammen mit seinem Kollegen Paulo Morello im Birdland in Neuburg und überraschte das Publikum mal wieder mit neuen Ka­binettstückchen, die man so nicht erwar­tet hatte. Seine Gastspiele dort waren nie nur „Engagements“, sondern tatsächlich Besuche bei Freunden. Seine regelmäßi­gen, zur Tradition gewordenen Konzerte in der Vorweihnachtszeit, die den Jazz­freunden aus der Region so sehr ans Herz gewachsen waren, wird es nun nicht mehr geben. Die Musik Helmut Nieberles wird zwar auf Tonträgern und in der Erinnerung weiter Bestand haben, die persönliche Begegnung mit diesem großartigen Musiker jedoch wird man schmerzlich vermissen. Die Lücke, die Helmut Nieberle hinterlässt, ist riesig und nicht zu schließen.