Selbstbewusst greift sie in die Saiten. Das ist ja immer noch eine Seltenheit, Frau am Kontrabass, dazu noch als Leaderin einer Band. Quotenfrau? Keinesfalls, obwohl eine Frauenquote in der Männerwelt des Jazz durchaus anzudenken wäre.

Hendrika Entzian jedenfalls würde einer solchen absolut zur Ehre gereichen. Intelligente Kompositionen wie der einleitende „Turnus“, zugleich Titelstück der brandaktuellen CD, nehmen unmittelbar gefangen, spannend, mit wuchtigem Groove und sattem Sound.

Orientiert an der Tradition der 50er, komplex und fließend zugleich strömen Moods und Melodien in den Neuburger Jazzkeller beim ersten Konzert der CD-Release-Tour, Musik nicht ohne Tücken, Ecken und Kanten, mit etlichen Wassern gewaschen, kühler Kopf und heißes Herz.

Das gilt auch für die Gastsolistin Sandra Hempel, deren intelligentes Gitarrenspiel den Vergleich mit keinem Protagonisten der aktuellen Szene zu scheuen braucht, die mit Stücken wie „Twitches“ oder „verstrickt“ – nomen est omen – das Ihre beiträgt. Die Hamburgerin spielt feine Soli, setzt zu wahren Cross- und Hürdenläufen übers Griffbrett an, nie berechenbar in ihrer kreativen Energie.

Auch Maxi Jagow am Tenorsaxophon wartet mit eigenwilligen Ideen auf und bringt feine Kompositionen mit. Der Ingolstädter Simon Seidl lässt die Tasten tanzen, und Drummer Fabian Arends gibt den Rhythmen nuancierte Struktur.

Hendrika Entzian ist nicht nur eine aufmerksame Bassistin mit feinnervigem Spiel, sondern auch eine Komponistin von der Musen Gnaden. Die durchdachten Themen, komplexen Strukturen und „Picking Stones“ fordern. Sie lassen zugleich, wenn sie auch bisweilen einen recht akademischen Touch nicht leugnen können, an Abwechslungsreichtum nichts missen.

Was den Abend auszeichnet ist vor allem eine sehr kompakte Band, die es zwar zwischen „Beppo Straßenkehrer“ und dem „Nebel in Nørre Nebel“ einen Tick komplizierter nimmt als unbedingt nötig. Aber das ist das Vorrecht der nachdrängenden Generation, selbstsicher, kraftvoll und gleichberechtigt.