Echoes Of Swing | 20.01.2007

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

„Den Begriff ‚Oldtime Jazz‘ mag ich eigentlich gar nicht“, meint Chris Hopkins. „Da gefällt mir die Bezeichnung ‚Classic Jazz‘ schon wesentlich besser.“ Der Amerikaner, der schon seit früher Jugend in Bochum lebt, vertritt mit Verve und Engagement die These, dass auch der prämoderne Jazz lebendige Musik für’s hier und heute ist. Und wer das Konzert der „Echoes of Swing“ im Neuburger Birdland Jazzclub miterlebte, wird ihm lebhaft zustimmen.

Die Formen des traditionellen Jazz nutzen die vier historischen Echolote um solistische und improvisatorische Freiheiten zu erproben, ganz den Vorbildern der frühen Jazzära folgend, in der es, davon ist Hopkins überzeugt, viel mehr zu entdecken gebe, als Viele sich auch nur vorstellen können. Dabei zeichnet sich die Band mit dem nostalgischen Touch, den sie eigentlich gar nicht bedienen wollen, aus durch eleganten swing und musikalische Einheit in geschliffen abgestimmten Arrangements, deren Stimmen und Elemente ineinander laufen wie die feinen Rädchen und Schräubchen eines Schweizer Präzisionsuhrwerks. Dem genauer hinhörenden Zeitgenossen entgeht allerdings nicht, mit welch kreativer Beweglichkeit die Formen variiert und gestaltet werden, welche Spielfreude im Detail steckt und welche spontane dialogische Improvisationslust immer wieder aufblitzt. So beschwören Chris Hopkins am Altsaxophon, Colin T. Dawson an der Trompete, Bernd Lhotzky am Bösendorfer und Oliver Mewes am Schlagzeug nicht nur die gute alte Jazz-Zeit, als der Swing noch an allererster Stelle stand, sondern bleiben auch dem Motto ihrer vorletzten CD treu: „You’ve got to be modernistic“.

Nicht allein das Repertoire steht für die Authentizität des historischen Materials, auch das glamouröse Outfit mit Smoking und schwarzer Fliege, die launigen Ansagen von Chris Hopkins und das original Slingerland Schlagzeug, der ganze Stolz von Drummer Oliver Meves, der denn auch mit voller Snare und sonoren Tom-Toms einen an Gene Krupa gemahnenden Sound zelebriert. Dass gleichzeitig Juan Tizols „Conga Brava“, Louis Singers „Double Talk“, Duke Ellington „Dancers in Love“ oder Charles Shavers „Rehearsin‘ for a Nervous Breakdown“ nicht in tradionalistischer Ehrfurcht erstarren oder im beherzten Schnippen des Publikums verbleiben, liegt an der quicklebendigen Wendigkeit einer Band, die sich nicht nur der Geschichte des Jazz verschrieben hat.