Don Friedman Trio | 31.03.2007

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Wohl kaum ein Jazzclub in Europa kann sich mit einem Flügel schmücken, bei dessen Auswahl Oscar Peterson höchstpersönlich Ohr und Hand anlegte. Das Neuburger Birdland ist in solch glücklicher Lage. Das 100. Konzert der Reihe „Art Of Piano“ bestritt mit Don Friedman nicht nur einer der Großen seiner Zunft, sondern auch ein Künstler, der dem Club über viele Jahre verbunden ist. Der Abend wurde dem Anlass mehr als gerecht.

Der Bösendorfer 200, den Larry Porter dann endgültig aussuchte und im Birdland einweihte, kann als ein Prachtstück der europäischen Jazzlandschaft gelten. Bei weitem nicht überall haben Jazzpianisten ein derart anspruchsvolles Instrument zur Verfügung. So ist es kein Wunder, dass sich der Neuburger Jazzkeller als Spielstätte gerade auch unter den improvisierenden Tastenkünstlern höchster Beliebtheit erfreut. Ohne auf Namedropping angewiesen zu sein, kann die Reihe „Art Of Piano“ auf eine stolze Galerie verweisen: Tommy Flanagan, Kenny Barron, Brad Mehldau, Diana Krall, Michel Petrucciani, Dave Brubeck, Esbjörn Svensson, Monty Alexander, Ahmad Jamal, Gonzalo Rubalcaba, Geri Allen, Ray Bryant, Tete Montoliu, Martial Solal, Benny Green, Marc Copland, Cyrus Chestnut, Sir Roland Hanna, Mal Waldron, Paul Bley, Alexander von Schlippenbach, Randy Weston, Mose Allison, Jason Moran, Walter Lang, Kevin Hays und viele andere mehr haben ihre Visitenkarte im Birdland hinterlassen. Zur Nr. 100 der Reihe hat Impressario Manfred Rehm den Amerikaner Don Friedman eingeladen. Damit wird er der Philosophie der Reihe durchaus gerecht: Nicht in erster Linie die großen Namen sollen im Vordergrund stehen, sondern die besonders gute Musik. Das Konzert des 71jährigen Don Friedman jedenfalls wurde zum leuchtenden Lobgesang der hohen Kunst des Pianotrios.

Friedman liebt die unsterblichen Songs des Great American Songbook, zelebriert Standards wie „All The Things You Are“, „I Concentrate On You“ oder „Alone Together“ mit sanft swingendem Anschlag und eleganter Melodiosität. Alles, was er spielt, klingt wie aus dem Handgelenk geschüttelt, anmutig, hell, elegant, gleichzeitig getragen von friedvoll abgeklärter Würde. Friedman erweist Duke Ellington die Ehre mit „Prelude to a Kiss“, Dave Brubeck mit „In Your Own Sweet Way“, ehrt schließlich auch Bud Powell, dessen perkussiven Klang er mit der lyrisch geprägten Bill-Evans-Tradition verbindet. Virtuos, flüssig, stressfrei sprudeln die Improvisationen in den Keller, loten die Themen aus, überraschen immer wieder mit so unerwartet phantasievollen wie folgerichtigen Wendungen, lassen erahnen, was den Begriff der Kunst über das pure Können hinaus auszeichnet. Martin Wind am Bass erweist sich mit hohem Einfühlungsvermögen, überlegter Phantasie und einer kleinen Prise trockener Ironie als idealer Partner, Hans Braber am Schlagzeug als markant dialogisches Alter Ego. Ein besseres Geschenk zum 100. hätte man sich nicht wünschen können für „Art Of Piano“ als dieses Trio der Spitzenklasse.