Dennis Gäbel’s Good Spirits | 29.10.2022

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

2011 war Denis Gäbel als Sideman der Hannah Köpf Band erstmals im Birdland Jazzclub zu hören. Wer dabei war wird sich gut an ihn erinnern. Der junge Saxophonist ließ nämlich schon damals das Publikum aufhorchen und war jetzt nach 2019 zum zweiten mal mit dem aktuellen Quartett in Neuburg. Letzten Samstag brachte der inzwischen bei der hr-Bigband aktive Gäbel neben dem Mainzer Jazzpiano-Senkrechtstarter Sebastian Sternal und seinen amerikanischen Kollegen Reuben Rogers am Kontrabass und Clarence Penn am Schlagzeug extrem frischen Wind in den zurecht rappelvollen Club.

Fantastisch war schon der Einstieg namens „Here We Are“, das wie fast alle Stücke in beiden Sets aus der Feder des Bandleaders stammt. Schlagzeug, Bass und Piano woben einen feinen dezenten Klangteppich, der einen sofort mitnahm auf die Reise in den Abend. Da konnte sich der Saxophonist entspannt zurücklehnen – was er natürlich bis zum Schluss nicht tat – und seine überraschungsstarken Soli und blütenrein intonierten Melodien auf beispiellos angenehme Weise und oft komplett gegen den Strich positionieren. So hat man es auch als geübter Zuhörer nicht erwartet. Das war Spannung pur. Alles kam so bescheiden und unprätentiös daher und doch fühlte man sich von der Kraft der Musik überwältigt. Sie erzählten Geschichten und malten mit ihren Instrumenten ausdrucksstarke Bilder. Manchmal bekam man das Gefühl, ein Unwetter würde durch den Zuschauerraum wüten. Unerbittlich. Ungnädig. Lauernd. Doch bald drauf beruhigte sich die Lage und es tröpfelte dezent von oben. Der Sturm schien vorbei. Um dann erneut wieder zuzuschlagen. Aber anders als zuvor.

Klar, dass das Programm durch die ein oder andere perfekt platzierte Ballade und herrlich entspannte Tonfolgen intensiviert wurde. „Old friend“ war so eine Nummer, bei der auch die Wehmut an vergangene Zeiten spürbar wurde. Und dann gab es noch lustige Stücke wie „Jump Monk“ von Charles Mingus vor der Pause, was einen die Zeit bis zum zweiten Set in fröhlicher Stimmung überbrücken ließ.

Dieser unvergessliche Abend ist vier hervorragenden Musikern zu verdanken, jeder für sich ein außergewöhnlicher Solist und Teamplayer und ohne Starallüren. Und als Zugabe, sozusagen als Tüpfelchen aufs i, gaben die vier das berühmte „Body and Soul“ aus dem Jahre 1930 zum Besten. Der Titel wurde perfekt inszeniert und gab sich erst ganz am Schluss zu erkennen. Eine gelungene Überraschung. Denis Gäbel‘s Good Spirits – wahrlich gute Geister.