Daniel Garcia Trio | 09.10.2025

Donaukurier | Karl Leitner
 

Das Birdland Radio Jazz Festival geht ins 15. Jahr. Seit fast ebenso langer Zeit ist es gute Tradition, die herbstliche Konzertreihe, die vom Bayerischen Rundfunk mitgeschnitten und zeitversetzt über die Programme Bayern 2 und BR Klassik ausgestrahlt wird, nicht im Birdland Jazzclub in Neu­burg, sondern im Ingolstädter Audi Fo­rum beginnen zu lassen. Deswegen hat Birdland-Chef Manfred Rehm das im spanischen Salamanca beheimatete Da­niel García Trio eingeladen, das mit ei­nem überragenden Konzert eindeutig die Annahme widerlegt, Spanien habe in musikalischer Hinsicht ausschließlich mit Flamenco zu tun.

Freilich, in den Kompositionen Gar­cía’s, die die Band, die aus ihm selbst am Klavier, Reinier „El Négron“ Elizarde am Kontrabass und Shayan Fathi am Schlagzeug besteht, so vorzüglich um­setzt, schwingt schon ein hoher Anteil an iberischen Einflüssen mit, und es ist auch recht schnell kein Geheimnis mehr, dass sein Mentor Danilo Pérez und auch der große Chick Corea Spuren bei ihm hinterlassen haben. Ebenso wie seine Zeit in den USA und sein Interesse an Pop und Rock, aber der Mann lebt schließlich nicht in einer ausschließlich dem Jazz vorbehaltenen Blase. Und das ist auch gut so.

Es gehe ihm darum, sagt er, die einem selbst oftmals unbekannten Landschaften in sich selbst zu entdecken. Und weil das eigentlich fast immer zu überraschenden Ergebnissen führt, sind die meisten Stü­cke des Abends auch auf einem Album namens „Wonderland“ gebündelt, wäh­rend der Rest von „Travesuras“ und „Vía de la Plata“ stammt, die García bereits 2022 im Birdland vorstellte. Exzellenter Saalsound, immense Spielfreude mit stets lächelnden Musikern und höchstes musikalisches Können treffen bei diesem Trio aufeinander und ergeben zusammen mit dem kompositorischen Wagemut García’s trotz der nicht selten verästelten und vielgestaltigen Stücke ein absolut rundes Gesamtpaket. Die markante Lini­enführung von „El Négron“ und sein wunderschöner, markanter Sound, Fa­thi’s dicht gewebter, ungemein elasti­scher rhythmischer Teppich und García, dessen perlendes Spiel zwar auch viel mit Karibik zu tun hat, aber weit über das hinausgeht, was man gemeinhin als „Latin Jazz“ bezeichnet, machen Stücke wie „The Gathering“, „La Comunidad“ oder „Gitanilla“ in der Zugabe mit ihren wunderschönen Melodien zum Ohren­schmaus.

Das Schürfen im eigenen Ich und die Grabungen im „Wonderland“ führen an diesem Abend also zu überaus erfreuli­chen neuen Erkenntnissen, etwa der, dass diese Band seit ihrem letzten Konzert in der Region im Januar 2022 nochmal ei­nen riesigen Schritt gemacht hat und ihr Weg noch lange nicht zu Ende ist. Ja, García hat eine beständige Truppe um sich geschart, zu der auch seit langem Shayan Fathi gehört, der kurzfristig für den etatmäßigen Drummer Michael Oli­vera eingesprungen ist, hat eine ganz ei­gene Nische für sich und seine Musik entdeckt und seinen eigenen „Sound“ ge­funden. Und noch eine Erkenntnis ist sehr wohltuend: Jazz im Audi Forum steht nicht immer nur für traditionellen Jazz oder große Ensembles, sondern auch mal für ein „ganz normales“ Piano Trio, das aber natürlich alles andere als normale Musik macht, sondern eigen­ständige und außerordentliche. Die Sa­che funktioniert und das Publikum zeigt sich begeistert, was Veranstalter und Gastgeber gleichermaßen ganz gewiss freuen wird.