Dameronia’s Legacy All-Stars im Audi Forum – CD-Rezension | 27.08.2022

Donaukurier | Karl Leitner
 

„The Dameronia’s Le­gacy All-Stars Live At Audi Forum In­golstadt“ heißt eine brandneue CD des in London ansässigen, weltweit renom­mierten Labels Ubunta Music. Damit liegt einer der überaus selten Fälle vor, dass Ingolstadt auch im Bereich des Jazz international wahrgenommen wird. Wenn man so will, sind diese gut 60 Mi­nuten Musik, die da im Oktober 2021 im Audi Forum live mitgeschnitten wurden, sogar eine Art kostenlose kulturelle Wer­bung für die Kommune ohne deren Zu­tun.

Federführend waren seinerzeit Manfred Rehm vom Neuburger Birdland Jazz­club, der das Oktett nach Ingolstadt hol­te, das Audi Forum als Gastgeber und natürlich die Band selbst, die die Stücke des legendären Jazz-Arrangeurs Tadd Dameron auf die Bühne brachte. Es gibt Situationen, die sind nicht planbar, die ergeben sich einfach. Dann gilt es für ei­nen Veranstalter, ohne zu zögern zuzu­greifen. Eine solche ergab sich am 14. Oktober. Was unter der Überschrift „Großartige Musik“ über das Konzert in unserer Zeitung damals zu lesen war, wurde nun Teil der Liner Notes zu dieser makellos produzierten und abgemischten CD. Dameron (1917 bis 1965) hatte we­der Geburts- noch Todestag. Warum also dieses spezielle Konzert zu seinen Eh­ren?

„Weil er eine der herausragenden Figu­ren des melodischen Bebop ist? Weil sei­ne hinreißenden Stücke so perfekt arran­giert sind, dass viele von ihnen im Real Book, der Bibel des Jazz schlechthin, Platz gefunden haben? Weil sich jeder lebende Arrangeur glücklich schätzen kann, sich auf ihn berufen zu dürfen? Weil der Jazz ohne ihn heute sicherlich anders klingen würde? Oder war einfach mal wieder Zeit für eine Würdigung?

Für Tadd Dameron ist immer die richti­ge Zeit. Klassiker aus seiner Feder wie „The Scene is Clean“, „If You Could See Me Now“ oder „On A Misty Night“ klin­gen immer gut. Auch im Audi-Forum, in dem an diesem Abend die Dameronia’s Legacy All-Stars gastieren, eine ameri­kanisch-europäische Koproduktion, die der Schlagzeuger Bernd Reiter aus Graz ins Leben gerufen hat und der er selbst, Jo­hannes Herrlich aus Wien (Posaune), Jon Boutellier aus Paris (Tenorsaxofon), Rik van den Bergh aus Rotterdam (Bari­tonsaxofon), Aldo Zunino und Andrea Pozzo aus Genua (Kontrabass und Kla­vier) und die beiden Amerikaner Jim Ro­tondi und Dick Oatts (Trompete und Alt­saxofon) angehören. Was für eine hand­verlesene Truppe! Welch großartige Mu­sik! Das Oktett spielt die Original-Arran­gements Dameron’s, die jener seinerzeit für die großen Orchester von Billy Ecks­tine und Dizzy Gillespie geschrieben hat, arbeitet die Feinheiten optimal heraus, hochkonzentriert und doch mit beeindru­ckender Leichtigkeit. Mit jedem Takt wird deutlich, dass diese acht Herren nicht nur ihre Pflicht tun, sondern ihre Tätigkeit in diesem Moment tatsächlich lieben. So funktioniert echtes Teamwork zwischen gleichberechtigten Partnern.“

Man kann diesen Konzertmitschnitt nur aller wärmstens empfehlen, sei es als Dokument eines echtes Highlight im In­golstädter Jazzleben, sei es als vorberei­tendes Hörvergnügen auf das An­schluss-Gastspiel, das diese Ausnah­meformation in der Region geben wird, und zwar am Freitag, 14. Oktober, im Bird­land Jazz­club in Neuburg.