„Jazz“ steht auf der weißen Baseball-Kappe des 78jährigen an der Posaune. Wieder mal war einer der Großen des Hardbop im Birdland zu Gast, jener kraftvollen, rhythmisch geprägten Epoche des Jazz, welche langsam in die ersten Gehversuche des freien Spiels der frühen 60er führte.
Inzwischen sind Count Basie, Miles Davis, John Coltrane, Cannonball Adderley, Clifford Jordan, Jay Jay Johnson, Art Blakey und Lee Morgan allesamt Geschichte. Curtis Fuller hat sie gekannt, hat mit ihnen gespielt und brillierte in etlichen Referenzaufnahmen der großen Zeit. Dabei stand er immer mit beiden Beinen auf der Erde, fest verwurzelt in der Tradition, die ihm auch heute noch hörbar viel bedeutet, und in der Liebe zu seiner Frau, deren Tod nach Jahrzehnte währender Ehe er 2010 in dem wunderbaren Album „The Story Of Cathy & Me“ verarbeitete.
Im Neuburger Jazzclub lässt die Band um den stilbildenden Posaunisten in Balladen und Uptempo-Stücken ein gut Teil Jazzgeschichte Revue passieren, Blues, Swing, Hardbop und Ausflüge ins Freie, von Juan Tizols „Caravan“ bis zu John Coltranes „Amaze“, lebendig, authentisch, facettenreich.
Die variable Trompete von Jim Rotondi eröffnet einen weiten Horizont von samtblauer Ballade zu fanfarengleicher Highnote-Strahlung, das Klavier von Bob Bargad durchmisst die Räume mit tempogeladener Kreativität, das Saxophon von Piero Odorici gibt noch ein paar PS drauf, beschleunigt im Sekundentakt, das Schlagzeug von Joris Dudli wirbelt die Untergründe auf und der Bass von Milan Nikolic errichtet elastische Fundamente für pure, echte, treibende Musik. Für die steht Curtis Fuller im Besonderen, nach wie vor in erstaunlich hohem Tempo unterwegs. Die Posaune fließt in wahren Strömen als glühend heiße Lava durch die Songs, faszinierend wie eh und je! Jazz!