Claus Koch & The Boperators | 28.01.2023

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Den guten Rat hat wohl schon jeder mal gehört, vom Bandleader oder vom Dirigenten in einem kleinen Orchester oder in einer Jazz-Formation: Wenn es schwer wird, locker bleiben, nicht verkrampfen. Dummerweise ist das sehr viel leichter gesagt als getan.

Wer sehen und hören will, was die wunderbare Leichtigkeit des Jazz in der Stilrichtung (Hard-)Bebop bedeuten kann, der ist bei der Formation Claus Koch & The Boperators genau richtig. Bandleader Koch auf seinem Tenorsaxofon, Claus Raible am Klavier, der Kontrabassist Giorgos Antoniou und Xaver Hellmeier (Schlagzeug) kredenzten dem Publikum ein elegantes, leckeres, luftig schwebendes Jazz-Menu. Die konzentrierte Arbeit, die Disziplin, ohne die eine solche Kreation am Ende nicht so frisch und fröhlich über die Rampe kommen kann, ist verwandelt in einen schlanken Sound.

Ihr Konzert im Birdland widmete das Quartett einem Großen des Bebop, dem Saxofonisten, Komponisten und Arrangeur Gordon Dexter. Der Multikünstler des 20. Jahrhunderts könnte in ein paar Wochen seinen 100. Geburtstag feiern. Claus Koch und seine Boperators begehen dieses Jubiläum auf ihre Weise: Die legendären Standards Dexters und seine stilprägenden Kompositionen klingen in ihrer ursprünglichen Kraft herüber ins 21. Jahrhundert, in gekonnter Freiheit neu interpretiert.

Idealtypisch ist diese Jazz-Art in dem Song „So easy“ zu genießen. Und in einem Stück, dessen englischer Titel soviel wie Techtel Mechtel bedeutet. Bebop ist ja nicht wirklich leicht,nicht einfach. Seine Quarten-Harmonik, die ausgedehnten Improvisationen durch alle möglichen Klangfarben hindurch und die mit allen Wassern des Swing gewaschenen Verschiebungen weg vom geraden Beat, das will beherrscht sein. Claus Koch und seine Mitstreiter nehmen sich ihre solistischen Freiheiten, sie werfen sich mit einem Lächeln die Motive zu – zum allerschönsten Gebrauch.

Alle vier haben diese Leichtigkeit des musikalischen Seins verinnerlicht, das Tenorsaxofon kostet seine melodischen Qualitäten aus, der Pianist spaziert federnd über die Tastatur und spielt oft sehr überraschend mit den Rhythmen, der Bassist zeigt sich als ein Meister der warmen, tiefen Töne und der Mann am Schlagzeug zeigt auch im wilden, langen Solo, dass Schlagzeug mehr ist als Knalleffekt und Lautstärke. Alles mit feiner Musikalität und „So easy“.

Das Techtel-Mechtel-Stück lässt eine andere, funkelnde Seite dieses Quartetts erkennen: Diese Musiker haben Humor, sie überraschen sich mit spitzbübisch eingestreuten Zitaten und Einfällen in manchen Momenten selbst – und das Publikum natürlich auch. Dieses Stück lässt alles Facetten eines kleinen oder größeren Techtel Mechtels aufscheinen, aber eben auch hier mit frecher Leichtigkeit. Ohne die Schwere und den Schwulst von Liebesleid und Liebesfreud, die in der Musikgeschichte oft genug geboten wird.

Mit der Welt des Jazz haben diese Musiker eben kein Techtel Mechtel. Sondern eine innige, tiefe Beziehung. Das spürt, das hört und das sieht man auch.