Charly Antolini Jazzpower | 14.09.2001

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

„Irgendwann muss es einfach raus!“ Auch nach 45 Jahren auf den Bühnen des Jazz packt es Charly Antolini immer noch und immer wieder. Dann kann er gar nicht anders als einfach nur so herauszutrommeln, was sich wie ein reinigendes Jazzgewitter in ihm aufgeladen hat. So auch im Neuburger Birdland, wo der Schweizer Starschlagzeuger mit seiner Formation JazzPower vor ausverkauftem Haus einen begeisternden Gig hinlegte.

64 und kein bisschen leise … Da hockt er hinter seiner Schießbude wie die leibhaftige Swingmaschine. Unbeirrt treibt sein Schlagzeug in unentwegter Pace und mit lässigem Gestus in die Vorwärtsbewegung. Charly Antolini ist ein Swingdrummer von echtem Schrot und Korn, einer, der eine ganze Bigband vor sich her trommeln oder eben sein Quintett aus einem unerschöpflichen Reservoir mit Energie versorgen kann. Seine Band JazzPower hat in den 25 Jahren ihres Bestehens immer wieder als Talentschmiede gedient. In Neuburg wartet Antolini mit einer engagierten Frontline auf, dem jungen Trompeter Marko Djordjevic und dem sonoren Tenoristen Klaus Koch. Aber was heißt hier Frontline? Die Rhythmusgruppe ist mindestens ebenso auf der Höhe des Geschehens. Das gilt nicht allein für den omnipräsenten Drummer. Auch Sava Medan am Bass trägt seinen Anteil am unablässigen Drive der Band. Beachtliches zeigt vor allem David Gazarov am Flügel, der mit intelligent perlendem Singlenotespiel, rasantem Querfeldein über die Tastatur und vitalen Akkordbrechungen immer wieder für diverse Tüpfelchen auf dem i sorgt. Wie er in „Sister Sadie“ Thelonious Monk, Modest Mussorgsky und Fats Waller zu gleichberechtigten Inspirationsquellen eigenen pianistischen Esprits zusammenfließen lässt, das verdient alle Achtung.
„Irgendwann muss es einfach raus!“ Der antolinische Punkt war spätestens erreicht mit dem Schlagzeugsolo in „The Queen is Mad“, das der Schweizer in unbändiger Lust und fast schon zirzensischer Publikumswirksamkeit einfach raushaut: Kein seelenlos tickendes Uhrwerk, sondern wunderbar lebendige Musik!