Cécile Verny Quartet | 31.01.2004

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

„In“ sind zur Zeit sind ja ganz andere Sängerinnen: Zerbrechliche Geschöpfe, die ihre zarten Töne eher hauchen als singen, trefflich umgarnt von minimalistischen Instrumentalisten, die so wenige Noten spielen wie nur möglich. An der Grenze zur Überfütterung mit jeder Menge solch ätherischer Zartheit – nichts dagegen zur rechten Zeit! – kommt Cecile Verny gerade gelegen. Die temperamentvolle Sängerin mit der wohlklingenden, natürlich schlanken und dennoch expressiven Stimme bringt nach Neuburg flexibel pulsierenden Jazzgesang mit, der den Keller unter der Hofapotheke in unmittelbaren swing versetzt.

Cécile Verny ist an der Elfenbeinküste geboren. Sie ist Französin, lebt in Freiburg im Breisgau und geht seit Anfang der 90er Jahre ihren Weg als Sängerin zwischen AfroBeat, Weltmusik, Gospel und vor Allem Jazz, dem sie wechselweise in afrikanischer, englischer und französischer Sprache ihre Stimme leiht. Ihr variabler Gesang beherrscht eine große Bandbreite an Ausdruck und Gefühlskraft. Cecile Verny hat – das ist sehr beruhigend in einem zunehmend auf corporate identity setzenden Geschäft – keine einheitliche „Masche“, die sie reitet, kein aufgesetztes Image, das sie pflegt. Erfrischend direkt macht sie ihre Ansagen, erzählt die Geschichte der Songs und ihrer Entstehung, singt in schnörkellos sauberer Intonation, mit souveräner Beherrschung des Stimmumfangs und ohne irgendwelche künstlichen Sentiments vom Licht Afrikas, den Trommelklängen der Kindheit und von ihrer Verehrung für Serge Gainsbourg, den Großmeister des modernen Chansons. Afrikanische Roots, französische Gesangstradition und ausgefeilt jazzige Scatsequenzen vereint die Sängerin in den anspruchsvollen Kompositionen der Band zu kleinen Kunstwerken von differenzierter Melodiosität und zugleich erfreulicher Klarheit.
Ihre Begleiter Bernd Heitzler am Kontrabass, Andreas Erchinger am Piano und Torsten Krill am – zuweilen reichlich lauten – Schlagzeug tun das Ihre, um den Abend mit motivierter Spielfreude, Witz, Groove und Beweglichkeit zu einem erfreulich sympathischen Konzertereignis zu erheben.