Brigitte Dietrich – Joe Haider Jazz Orchestra | 07.12.2002

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Siehe da, es funktioniert! Weder ist die Bühne zu klein noch das Gewölbe akustisch überfordert. Es geht dem Jazzfan doch nichts über eine gute Bigband. Und wenn zum satten Sound eines zehnköpfigen Bläsersatzes und dem ansteckenden swing einer ausgezeichnet eingespielten Rhythm-Section die Intelligenz und Kreativität einer jungen und motivierten Arrangeurin kommt, dann kann eigentlich nur die Post abgehen. So geschehen im Birdland Jazzclub beim Gastspiel des Brigitte Dietrich – Joe Haider Orchestra.

Joe Haider, Urgestein der deutschen Jazzszene aus deren legendären Zeiten, hat sich zusammen mit Brigitte Dietrich den Traum einer eigenen Bigband verwirklicht. Haiders Vorliebe für größere Formationen ist ja spätestens seit den glorreichen Siebzigern hinlänglich bekannt. Und es ist nur folgerichtig, dass er neben seinem Trio auch auf diese Präferenz zurückgreift, denn sie ist – immer noch und wieder – mehr als geeignet, von der persönlichen Vorliebe zur offen wahrnehmbaren Tugend zu avancieren. Vorwiegend junge Musiker aus der Schweiz sorgen für Frische, Druck, Schwung und Energie sowie für etliche beachtliche Soli. Die dank der ausgezeichneten Arrangements von Brigitte Dietrich so unverquast wie ausgetüftelt aufspielende Formation nimmt sich einiger Klassiker wie Thelonious Monks „I Mean You“ ebenso engagiert und mit offenem Visier an wie des Selbstgeschriebenen der beiden Co-Leader. Die „Consequences“ solchen Tuns liegen auf der Hand: Lebendige Musik mit Herz und Verstand, die swingt und klingt, dass es nur so eine Lust ist.