Anke Helfrich Trio | 06.10.2012

Neuburger Rundschau | Barbara Sagel
 

Hören wir da eine Melodica? Ein Glockenspiel? Auf der Bühne des Birdlands hat das „Anke Helfrich Trio“ Platz genommen. Bald wendet sich die Pianistin Anke Helfrich dem Flügel zu. Dejan Terzic tauscht Glockenspielschlegel gegen Drumsticks. Dietmar Fuhr greift n die Kontrabasssaiten. Kurt Weills „September Song“ erfüllt den Raum. Das – die Nummer 141 in der Reihe „Art of Piano“ –  ist nicht das ganz klassische Jazz-Konzert. Soviel steht bereits fest. Anke Helfrich greift zum Mikrofon, begrüßt das Publikum, die Verbindung ist da. Herzlich, fröhlich, verbindlich. Direkt aus Stockholm nach Neuburg, ohne Schlaf. „Für euch mache ich das“, sagt die erfolgreiche Musikerin aus Weinheim an der Bergstraße. Und wie schön, man hört ihre Herkunft. Und irgendwie merkt man ihr den Schlafmangel kein bisschen an. „Upper Westside“, eine Eigenkomposition,  inspiriert von Schlaflosigkeit, wie Helfrich in ihrer sympathisch offenen Art erzählt, geht hellwach zur Sache. Eine Klangkomposition, eine Collage, dann klassischer Jazz. Anke Helfrich brilliert am Piano. Der Rhythmus fließt, der Sog des Grooves – der Bruch. Dejan Terzic, mit sichtbarer Freude gestalterisch am Schlagzeug tätig – ein Glöckchen hier, das Glockenspiel da, Rimshots und HiHat-Gezischel – wechselt abrupt den Takt. Bass und Klavier ziehen mit. Eine neue Farbe, eine neue Impression. Ein Mosaik entsteht. So zieht es sich durch das Programm. Gleichsam kubistisch zusammengesetzte Tonwerke bieten unterschiedliche Perspektiven auf jeweils ein und dasselbe Stück. Kein Verlauf in gewohnten Bahnen. Die Aufmerksamkeit des Publikums bleibt entsprechend konstant. Spannend. Spannend und schön ist die Musik des Trios. Vertraut und neu. „Think Of One“ oder „Hackensack“ von Thelonious Monk, an dessen Spielsinn Anke Helfrich anknüpft, wie es im Programmheft so treffend heißt. „Chan’s Song“ von Herbie Hancock. Man kennt die Musik und ist doch überrascht. Dietmar Fuhr am Kontrabass nutzt die klanglichen Möglichkeiten seines Instrumentes schlagend, zupfend, streichend, schabend. Immer kreativ, immer in bereichernder rhythmischer, harmonischer Eintracht mit den Bandkollegen. Hier und da solistisch mitreißend, prägend, farbbestimmend. Viele Eigenkompositionen von Anke Helfrich – „Stormproof“, „Sehnsucht“ oder „Circles“ – geben Einblick in ihre musikalische Kraft und Ausdrucksfähigkeit, immer gepaart mit einer reizvollen Verspieltheit. Viele Namen werden – neben Monk – im Zusammenhang mit Anke Helfrich genannt. Bud Powell, Horace Silver, Chick Corea… Wunderbar! Doch das Beste an ihr, an ihrer Musik: Sie ist Anke Helfrich. An diesem Abend das Anke Helfrich Trio. Und das steht für sich.