All Star Celebration of Lionel Hampton | 20.10.2011

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

(Audi Forum Ingolstadt)

Big Band Jazz von der feineren Sorte brachte die All Star Celebration of Lionel Hampton in Audi Forum Ingolstadt auf die Bühne des museum mobile. Gespickt mit großen Namen wartete die Band mit Swing der guten alten Schule auf, gewürzt mit heißen Soli, garniert mit den vocals von Jacey Falk und der für die eigentlich angekündigte Roberta Gambarini eingesprungenen sehr vielseitigen Carla Cook.

Die zirzensische Unbekümmertheit der reinen Freude am Spiel, die Lionel Hampton noch im letzten Lebensjahrzehnt mit weit über 80 Jahren auf die Bühne zu zaubern verstand, ist in der Hommage allerdings einer postmodernen Traditionspflege gewichen, sophisticated, feinsinnig, elegant wie ein schwerer alter Wein: Noblesse oblige. Ob das Lionel Hampton wirklich gerecht wird, jenem Tausendsassa der frischen Lust am fliegenden Miteinander im Airmail Special?

Prima freilich die Soli, die schmetternde Trompeten von Claus Reichstaller, Ronald Baker und Anders Bergcrantz, die schneidigen Saxophone von Lothar van Staa am Tenor, Markus Bartelt am Bariton, dem blitzgeschwinden Jesse Davis am Alto. Nicht zuletzt der inzwischen 84jährige Sturm erprobte Red Holloway am Tenorsaxophon sowie „horny horn“ Frank Wesley an der Posaune sorgten für Authentizität.

Jason Marsalis, wie Lionel Hampton gelernter Schlagzeuger, überzeugte am Vibraphon in stilecht perkussivem Anschlag mit sehr durchdachtem Spiel, klug konstuierten Soli, temporeichen Läufen und makellosem Glanz, ohne freilich Hamptons mitreißende, federnde Leichtigkeit zu erreichen. Jazz für den Konzertsaal, klassisch, geschichtsbewusst, perfekt dargeboten, eine Spur zu museal.