Albie Donnelly’s Supercharge – Audi Forum Ingolstadt | 20.03.2025

Donaukurier | Karl Leitner
 

Manche Sachen ändern sich anscheinend nie. Zum Beispiel die Tatsache, dass im Laufe eines Konzerts von Albie Donnelly’s Supercharge irgendwann unweigerlich Junior Guitar Watson’s Klassiker „The Gangster Of Love“ und Roy Montrell’s „The Mellow Saxophone“ auftauchen.

Manch einer wirft der Band ja vor, sie hätte sich seit Jahrzehnten nicht weiter entwickelt und ein Auftritte liefe ab wie der andere. Das ist Ansichtssache, ändert aber nichts daran, dass man sich das Septett um Donnelly, den mittlerweile 77-jährigen Tenorsaxofonisten, der eigentlich aus Liverpool stammt, aber seit vielen Jahren in Deutschland lebt, ab und zu ganz einfach antun muss. Nicht um neue Erkenntnisse in Sachen Rhythm’n‘ Blues zu gewinnen, sondern um sich die Ohren auspusten zu lassen, sich an den knackigen Rhythmen und den feurigen Bläsersätzen zu erfreuen und dabei für zwei Stunden einfach mal wieder so richtig Spaß zu haben. Im ausverkauften Audi Forum hat man an diesem Abend die Gelegenheit dazu.

Donnelly am Tenor- und Jürgen Wieching am Baritonsaxofon, Thorsten Heizmann an der Posaune, Sacha Kühn an Klavier und Orgel, Wolfgang Dieckmann am E-Bass, Uwe Petersen am Schlagzeug und André Tolba an der Gitarre zünden wieder mal den Turbo in Sachen Blues, Rhythm’n’Blues, Boogie und Rock’n’Roll und legen zwei Sets voller Energie und Power hin, die heiße Musik verbinden mit der Coolness derer, die sie spielen. Was die Formation auch diesmal so unwiderstehlich macht, ist zum einen die akustische Wucht, die hinter Songs wie „“She’s Got The Money“, „The Boogie Woogie King“ oder „Living In A Fool’s Paradise“ steckt, zum anderen die sagenhafte Tightness innerhalb der Band. Das Septett um Donnelly spielt wie aus einem Guss, ohne jeden Reibungsverlust, auch dann, wenn etwa André Tolba mit „The Loving Cup“ von Jagger/Richards oder der Mann am Klavier mit Sly Stone’s „There’s A Riot Going On“ in eigener Sache unterwegs sind. Früher, als es in Ingolstadt noch das „Bluesfest“ gab, konnte man Bluesbands dieser Güteklasse in Ingolstadt öfter hören, heute leider gar nicht mehr. Dabei kommen ausgerechnet die reinen Bluesnummern wie etwa der fulminante „Hoochie Koochie Man“ aus der Feder von Willie Dixon besonders gut an.

Bereits vor der Pause fangen Einzelne an zu tanzen und kurz vor Ende erhebt sich der halbe Saal, um stehend zu applaudieren. Das kommt bei „Jazz im Audi Forum“ ansonsten eher selten bis gar nicht vor. Auch das dortige, ansonsten eher zurückhaltende Publikum scheint also dem Faktor „Party“ nicht prinzipiell ablehnend gegenüber zu stehen. Die Band ja sowieso nicht. Die hat mit B.B. King’s „Happy Birthday Blues“ auch den passenden Soundtrack im Gepäck und genügend Erfahrung mit dem Thema, was sogar akustisch belegt ist. Auf dem Album „Groovers in Paris“ von 1985, einem Mitschnitt der Wedding-Party der Reederstochter Christina Onassis im Maxim’s in Paris mit Supercharge als „Hochzeitskapelle“, kann man nachhören, wie Donnelly’s Saxophon reihenweise die Champagnergläser zum Bersten bringt. Dazu allerdings kommt’s im Audi Forum dann doch nicht. Aber – man ahnt es – „The Gangster Of Love“ und „The Mellow Saxophone“ sind wieder mal unverzichtbar. Ersteres steht auf Platz zwei der Playlist, letzteres setzt den Schlussakkord zum ersten Set.