Al Foster Quintet „A Tributet To Charlie Parker“ | 21.10.2017

Donaukurier | Karl Leitner
 

Der Altsaxofonist Charlie Parker (1920 – 1955), eine der wichtigsten Persönlichkeiten des Jazz überhaupt, hat nie im Birdland in Neuburg gespielt. Wohl aber im legendären Birdland in New York City. Der geschichtsträchtige und mythenumrankte Ort in der 52. Straße wurde sogar nach Parker, dessen Spitzname „Bird“ war, benannt. Und der Club in der Neuburger Altstadt anschließend wiederum nach jenem legendären Etablissement in Downtown New York. Die indirekte Verbindung zwischen Parker und dem Neuburger Birdland wird endgültig besiegelt, als nun das Al Foster Quintet an diesem Abend sein Konzert „A Tribute To Charlie Parker“ betitelt und in der Hauptsache aus dessen Kompositionen bestreitet.

Irgendwie also ist der Namenspatron letztendlich doch anwesend, zumindest spirituell, gehören diese gut 150 Minuten eindeutig dem Bebop und Parkers längst zu Klassiker gewordenen Stücken. Foster, mittlerweile wegen seiner Zusammenarbeit mit Sonny Rollins, Thelonious Monk und nicht zuletzt Miles Davis selbst eine Legende, ist mit seinen 74 Jahren immer noch topfit und führt seine Band, deren Mitglieder seine Enkel sein könnten, souverän durch das Dickicht der Parker’schen Stücke, webt kunstvolle rhythmische Teppiche, gibt den Puls und somit den Herzschlag dieser Band vor, vereint in seinem Spiel melodische und rhythmische Komponenten und gewährt seinen Kollegen viel Raum zur Improvisation.

Den gilt es zu nutzen, was vor der Pause Mike DiRubbo (Alt- und Sopransaxofon) eindeutig am auffälligsten gelingt, im zweiten Set schließen dann Wayne Tucker (Trompete, Flügelhorn) und Adam Birnbaum (Klavier) auf, unerbittlich angetrieben von Foster, der zwar selber eher das Rampenlicht scheut und sich als Schlagzeuger gerne hinter seinen Becken versteckt, von dort aus aber die Fäden in der Hand hält und die Strippen zieht, immer verfolgt und begleitet von seinem Schatten, Doug Weiss am Kontrabass.

Foster war schon öfter in Neuburg zu Gast, stets mit wechselnden Besetzungen. So offensiv wie diesmal freilich gab er sich selten. Seine große Stärke ist es ja, auf seine Mitspieler einzugehen, Ihnen zuzuhören, sie zu unterstützen, aber auch die diesmal von ihm eingeforderte Rolle des Anführers scheint ihm recht gut zu liegen und auch Spaß zu machen. Denn obwohl er eigentlich gar keine Zugabe geben will, weil seine Art des Drummings ja doch auch eine gehörige Kraftanstrengung bedeutet, hängt er am Ende dann doch zwei Stücke an. Was vermutlich ganz im Sinne Parkers gewesen wäre, dessen letztes Konzert im Birdland/New York am 5. März 1955 stattfand. Im Sinne des Publikums im ausverkauften Birdland/Neuburg war es auf alle Fälle.