Adrian Mears‘ New Orleans Hardbop | 02.03.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Im Grunde ist der Bandname „Adrian Mears‘ New Orleans Hard Bop“ nur zum Teil richtig. Hard Bop stimmt, mit New Orleans aber haben, bis auf die Zugabe mal abgesehen, diese knapp zwei Stunden im Neuburger Birdland-Jazzclub aber nur noch am Rande zu tun, auch wenn sie den Sound der Crescent City nicht komplett verleugnen. Der Kern der Formation arbeitet zwar schon seit 2003 zusammen, aber „wir sind furchtbar neugierig und suchen ständig neue Betätigungsfelder“, wie Adrian Mears, Bandleader, Posaunist und Komponist aller Stücke des Abends anmerkt.

Dann also eben Hardbop. Aber beileibe nicht in einer dieser Versionen, wie man sie im Jazzalltag erwartet und immer wieder mal zu hören bekommt, sondern präsentiert von einem Posaunisten mit erstaunlicher technischer Komplettheit, immenser Erfindungsgabe und einem mächtigen Sound, der auf ein Mikrofon locker verzichten kann, auch wenn seine Kollegen neben und hinter ihm mächtig Dampf machen.

Domenic Landolf am Tenorsaxofon ist der ideale Sparringspartner für ihn, der großartige Kevin Chesham hinter dem Schlagzeug ist der Mann für die unwiderstehlichen Grooves und Peter Mad-sen am Flügel, der einst auch mit Stan Getz auf Tour war, ist als Solist absolut brillant und stiehlt ab und zu sogar seinem Chef die Show. Arne Huber am Kontrabass ist neu in der Band und das Konzert im Birdland ist erst das zweite mit seinen neuen Partnern. Doch davon merkt man nichts, was allein schon recht viel über seine Qualitäten als versierter Teamplayer aussagt.

Das Quintett hat einige echte Perlen im Programm, etwa das lässig dahinschleichende “Sincerity And Solitude“, eine Hommage an Kenny Barron, oder auch das Joe Henderson gewidmete „Fast Joe“, der Knaller vor der Pause freilich ist das 17-minütige „Joe’s Fantasy“ mit einem Arrangement, das mit seiner mächtigen Fülle auch wunderbar für eine Big Band geeignet wäre. Hier schlägt anscheinend Mears‘ Erfahrung mit großen Ensembles durch, ist er doch seit Jahren auch Mitglied beim Vienna Art Orchestra. Das Pendant dazu im zweiten Teil ist die mit Breaks und Stopps nur so gespickte Übernummer „Whistling“, bevor am Ende mit „Riding East“ dann doch noch New Orleans und der Soul Jazz zu einem Kurzauftritt kommen und sich somit der konzeptionelle Kreis des Konzerts schließt.

Hardbop hat man öfter. Auch im Birdland. Was also macht diesen Abend mit Mears und seinen Kollegen so besonders? Die Leichtigkeit trotz hoher musikalischer Schwierigkeitsgrade? Die spürbare Lust an der Musik bei dennoch absoluter Perfektion? Die seriöse Ernsthaftigkeit den Stücken gegenüber bei gleichzeitiger solistischer Ausgelassenheit? In der Summe davon vielleicht letztendlich dann doch das Erbe und der Hauch von New Orleans, der den ganzen Abend in der Luft liegt? – Was auch immer, es war jedenfalls ein wunderbares Konzert!