The New York Blue Note Quintet | 15.03.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Das „Blue Note“ im Greenwich Village und das „Birdland” am Broadway – welch legendäre Adressen des Jazz. Und nun kommt in den nach dem berühmten New Yorker Club benannten Neuburger Birdland-Jazzclub doch tatsächlich das „New York Blue Note Quintet“ um Joe Magnarelli, einen der wichtigsten Hardbop-Trompeter aus der Metropole an der Ostküste. „Blue Note meets Birdland“ sozusagen. Dass dabei nicht nur die Musik, sondern mit ihr auch das Flair der Stadt an Hudson- und East River im Mittelpunkt stehen würde, war zu erwarten.

Kenny Dorham’s „Lotus Blossom“, Duke Pearson’s „Gaslight“ und Lee Morgan’s “Mister Kenyatta” sind die ersten Nummern des Abends, mit denen sich die Band heranpirscht an das Publikum, an die spezielle Atmosphäre des Clubs in der Neuburger Altstadt und an die Optionen des eigenen Repertoires. Mit jedem Chorus werden die Solisten wagemutiger, mit jedem Takt wird die Rhythmusgruppe entspannter. Fürwahr, es scheint bereits in dieser Phase des Konzerts, als hätten Magnarelli, Dmitry Beavsky am Altsaxofon, Jeb Patton am Flügel, Fabien Marcoz am Kontrabass und Bernd Reiter am Schlagzeug noch so einiges vor an diesem Abend.

Und nach gut 20 Minuten legen sie dann so richtig los. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Sam Jones‘ „Bittersweet“, Cedar Walton‘s „Turquoise Twice“, die beiden Magnarelli-Originale „The Truth Tellers“ und „Brooklyn“ – jedes einzelne Stück wird zum Ereignis. Die Intensität steigert sich unaufhaltsam, es geht überhaupt nicht mehr darum, wer von den fünf Herren denn nun der herausragende Solist des Abends ist, – jeder für sich ist absolut überragend – sondern nur noch um diese wunderschönen Melodien, diese herrlichen Arrangements und die Bilder, die entstehen, wenn man diese Pretiosen von Musikern in derart bestechender Form serviert bekommt.

Am besten, man lehnt sich zurück und genießt, lässt sich fallen und treiben und liefert sich einer Musik aus, die an diesem Abend einfach nur gut tut. Zweieinhalb Stunden dauert das Vergnügen, das diese großartige Band seinem begeisterten Publikum bereitet mit Klängen, die untrennbar verbunden sind mit der Stadt, die bekanntlich niemals schläft. Und als die Zeiger der Uhr allmählich auf Mitternacht zusteuern, kommt als Zugabe und krönender Abschluss eines denkwürdigen Abends – absolut passend – der berühmte Klassiker „Round Midnight“ aus der Feder Thelonious Monks‘, und zwar in einer Version, wie sie bestechender kaum sein könnte. Am Ende kann man alle, die Ohrenzeuge dieses Soundtracks zum imaginären Kopfkino-Film über New York wurden, nur beglückwünschen. Ein derart tolles Konzert hört und sieht selbst das verwöhnte Birdland-Publikum nicht alle Tage.