50 Jahre Birdland – 2

 

50 Jahre Birdland Jazz Club Neuburg
Artikel von Dr. Tobias Böcker,
erschienen Im „Jazzpodium“ und in der „Neuburger Rundschau“

 

7. Juni 1958 – Heute vor fünfzig Jahren: Ein wichtiges Datum für Neuburg an der Donau, den Jazz in Bayern und weit darüber hinaus. Nur dass es die Beteiligten damals nicht wussten. An jenem Abend fand sich eine Handvoll Neuburger Jazzfans zusammen zur Gründung des Birdland Jazzclubs. Wer hätte ahnen können, dass sich aus der Gründungsversammlung um den ersten Präsidenten Helmut Viertl 50 Jahre später eine wichtigsten Jazzadressen Deutschlands entwickelt haben würde? Auch der damals 17jährige Manfred Rehm nicht! Von Anfang an mit dabei wurde er bereits ein Jahr nach der Gründung zunächst als Schriftführer in den Vorstand gewählt. Seit 1985 leitet er als Präsident die Geschicke des Clubs in vorbildlicher Weise mit schier unermüdlichem ehrenamtlichem Engagement. Unter seiner Ägide hat sich das Birdland nicht allein zum unbestrittenen, international wahrgenommenen und anerkannten kulturellen Aushängeschild der Ottheinrichstadt gemausert, sondern auch zu einem der wichtigsten Live-Orte der internationalen Jazzszene, von dem Insider und Musiker selbst in New York in den höchsten Tönen schwärmen.
Das Anliegen in den Gründungstagen war weitaus bescheidener: ein gemeinsamer Clubraum sollte her, in dem es möglich war, miteinander Schallplatten anzuhören. Die waren damals rar und teuer: 30 Mark! Bei Radio Paulus durfte man sie in 5-Mark-Raten abstottern. Die Clubmitglieder veranstalteten also Plattenabende, lauschten, tauschten, fachsimpelten, genossen eine Musik, die damals auch in Neuburg noch bei Vielen verfemt, im Radio nur in AFN und zuweilen im Bayerischen Rundfunk zu hören war.
Neuburger Jazz-Highlights waren aber auch schon in jenen Tagen, als die Bands noch „Hot Cats“ oder „New Saints Dixie Ramblers“ hießen, die Livekonzerte, oft von Bands befreundeter Clubs. Zum Gegenbesuch ging die „Birdland Jazzband“ auf Tour, bei der übrigens auch Manfred Rehm etliche Jahren Saxophon spielte. Dazu kamen die River-Boat-Shuffles auf dem Floß zwischen Donauwörth und Neuburg und die weit Jazzbälle, damals echte Ereignisse!
Nach Viertls Weggang – auch Manfred Rehm war als Student von 1962 bis 1968 nur wenig in Neuburg – stagnierte das Clubleben für etliche Jahre. Dennoch gab es auch in dieser Zeit Bemerkenswertes: U.a. gastierten das Albert Mangelsdorff Quintett und Michael Naura mit Wolfgang Schlüter in Neuburg. Auch in den 70er und 80er Jahren schliefen die Aktivitäten nie ganz ein, wurden unter Mithilfe der VHS und des damaligen Kulturreferenten Anton Sprenzel etliche Konzerte veranstaltet.
1985 begann dann die Ära Rehm und mit ihr eine bis heute kontinuierlich anhaltende Periode des Erfolgs. Ein Problem blieb zunächst die Suche nach einem geeigneten Lokal. Die „Aussicht“, das „Cocodrillo“, die „Kajüte“, eine wahre Odyssee bis 1991. Eher zufällig entdeckte man bei Renovierungsarbeiten an der Hofapotheke jenen Gewölbekeller aus dem 18. Jahrhundert, der bald darauf die bleibende Heimat des Jazzclubs werden sollte. Das erste Konzert im neuen Domizil bestritt am 1.2.1991 das Dusko Gojkovich Quintet. Immer wieder begeisternd: die faszinierende Atmosphäre, eine hervorragende Akustik, ein außergewöhnlich niveauvolles Programm. Um die 1000 Konzerte hat Manfred Rehm seither veranstaltet mit regionalen, nationalen, europäischen und internationalen Jazzgrößen.
Seit 2001 ist der Neuburger Birdland Jazzclub auch in Ingolstadt als Veranstalter aktiv: Im kreisrunden Bau des museum mobile finden bei „Jazz im Audi Forum“ monatlich Konzerte statt. Eine ideale Bühne für Big Bands! Die vierte CD der Reihe „Jazz im Audi Forum ist gerade erschienen. Zugleich bietet die After Work Lounge wöchentlich die Begegnung mit Jazz im kleinen Format.
Standesgemäß gefeiert wird das 50jährige Clubjubiläum vom 10. bis 13. Juli bei einem international besetzten Festival im malerischen Innenhof des Neuburger Schlosses. Ein Geburtstagsständchen für den Club und die Fans soll das Festival sein, keine neue Schwerpunktsetzung in der Programmatik, denn, wie Manfred Rehm Bilanz zieht und zugleich Ausblick gibt: „Unsere Stärke ist, dass immer was ist!“

zurück