Presseberichte zum Spielstättenpreis 2023 für den Birdland Jazzclub:
Reinhard Köchl, Neuburger Rundschau, 26. Oktober 2023:
Im Prinzip hört man derartige Wertschätzungen von Gästen sowie den nach Neuburg kommenden Musikerinnen und Musikern fast jede Woche, und leider werden sie in der Stadt selbst kaum mehr zur Kenntnis genommen. Nun ist es Manfred Rehm, dem langjährigen Vorsitzenden des Birdland-Jazzclubs, sogar von höchster Stelle attestiert worden: „Sein“ Club glänzt neben dem Jazzclub „Tonne“ in Dresden deutschlandweit mit dem besten Livemusik-Programm in Sachen „Jazz“.
Bei der zehnten Auflage der Applaus-Awards wurde Rehm deshalb in dieser Woche im Pavillon Hannover von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) ausgezeichnet. In einer Veranstaltung, bei der überwiegend Rock-, Pop- und Indie-Clubs im Mittelpunkt standen, hatte es der Birdland-Jazzclub Neuburg tatsächlich geschafft, die von der Bundesinitiative Musik beauftragte Jury von der Qualität seiner Arbeit vollends zu überzeugen. Neben den beiden Jazz-Vertretern wurden 21 weitere Kulturträger aus dem Bundesgebiet mit einer Prämie von jeweils 50 000 Euro ausgezeichnet. In den vergangenen Jahren hatte es für das Birdland anfangs 15 000 und zuletzt 2021 18 000 Euro gegeben. Vor allem die Aufwertung seiner Arbeit und die Erhöhung der Fördersumme freut Rehm ungemein.
„Diese Auszeichnung ist Balsam für unser ganzes Team und mich, denn bei uns läuft alles nach wie vor noch ehrenamtlich. Vor allem vor dem Hintergrund der angekündigten Kürzungen von kommunaler Seite bei der Kultur, die wir trotz der großzügigen Unterstützung durch den Bund nicht verstehen und als völlig falsches Signal betrachten würden.“ Denn das Geld fließe beim Birdland keineswegs in die Bezahlung von Mitarbeitern, sondern ausschließlich in die Taschen von Musikerinnen und Musikern, was schon allein die Zweckbindung des Preises erfordern würde. „Man darf auch nicht den immensen Synergieeffekt für Neuburg vergessen, den unsere Besucher Woche für Woche erzeugen, sei es in Hotels, Restaurants oder auch Geschäften. Da bleibt eine beachtliche Summe in der Stadt“, mahnte Rehm. Mit der Forderung, dass Kulturförderung gerade in schwierigen Zeiten oberstes Ziel der gesamten Gesellschaft sein müsse, sprang Claudia Roth in einem leidenschaftlichen Statement Manfred Rehm zur Seite.
„Clubs sind bedeutende soziale Gemeinschaftsorte, die das Miteinander fördern und zur kulturellen Identität unserer Gesellschaft beitragen“, betonte die Kulturstaatsministerin aus Augsburg. „Gerade jetzt brauchen wir solche Orte mehr denn je. Denn Clubs sind Kultur, und ich setze mich dafür ein, dass es in anderen Rechtsbereichen auch so anerkannt wird.“ Deshalb seien gerade Städte und Gemeinden in der Pflicht, Kultur ebenso zu fördern wie der Bund, der 2023 rund 2,4 Millionen Euro an insgesamt 95 Kulturträger – unter anderem noch in der Kategorie „Beste Livemusikspielstätten“ (30 000 Euro) und „Beste kleine Spielstätten und Konzertreihen“ (10 000 Euro) – ausschüttet. Seit 2013 würdigt der „Applaus“ Livemusikspielstätten und Konzertreihen für ihre künstlerisch herausragenden Musikprogramme, ihre kulturelle Exzellenz, ihre Wirkkraft sowie ihre soziokulturelle Bedeutung. Seit 2015 werden darüber hinaus Sonderpreise für gesellschaftlich relevante Themen vergeben – in diesem Jahr für Awareness, Inklusion und Nachhaltigkeit. 2019 war Manfred Rehm als bislang einziger Kulturschaffender in Deutschland mit dem Sonderpreis für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet worden.
Dass der diesjährige Jubiläums-Applaus-Award unter dem Eindruck der schrecklichen Ereignisse in Israel stand, betonte Claudia Roth mit Nachdruck. „Der bestialische Angriff auf friedlich feiernde Menschen beim SuperNova-Festival war zugleich auch ein Angriff auf die Werte einer demokratischen Gesellschaft. Ich verurteile diese Taten zutiefst und stehe an der Seite der Opfer und ihrer Angehörigen. Auch in der Club-Szene gilt es jetzt, ein klares Zeichen zu setzen, ein Zeichen der Solidarität mit Israel, ein Zeichen der Solidarität mit Jüdinnen und Juden, die Teil unserer Gesellschaft sind und jetzt Hass und Angriffen ausgesetzt sind.“ Clubs seien Orte der Freiheit, Offenheit und Begegnung. Wie das Birdland in Neuburg.
Karl Leitner, Donaukurier, 31. Oktober 2023
Es ist schon wieder passiert. Nach 2013, 2015, 2017, 2019 und 2021 wurde der Birdland Jazzclub Neuburg auch 2023 von der Bundesrepublik Deutschland mit dem Spielstättenpreis „Applaus“ für sein besonders nachhaltiges und künstlerisch hochwertiges Programmangebot ausgezeichnet. Clubchef Manfred Rehm konnte im Rahmen eines Festakts im Kulturzentrum „Pavillon“ in Hannover den Preis aus den Händen von Kulturstaatsministerin Claudia Roth entgegen nehmen.
Im Vergleich zu den letzten Jahren gab es eine Umgewichtung von für die Preisvergabe ausschlaggebenden Kriterien, die sich für den Club durchaus positiv auswirkten. Der Preis kam nämlich aufgrund von mehreren Faktoren zustande. Rehm: „Zuerst wird die Häufigkeit von Konzerten gewürdigt. Da sind wir mit über 52 Veranstaltungen im Jahr in der zweiten Kategorie. Dann wird die Qualität der Spielstätte bewertet mit allem was vor und nach dem Konzert und hinter den Kulissen mit dazu gehört. Auch Aspekte der Diversität, des Genderings und der Nachhaltigkeit fließen mit ein. Hier sind wir im Ranking ebenso ganz vorne gelandet wie schließlich bei der Bewertung der Qualität des Programms.“ Wobei das Erreichen der Spitzenposition heuer nicht ganz so einfach war wie beim letzten Mal 2021, dem Coronajahr, in dem die allermeisten Clubs gar nicht am Start und somit keine „Konkurrenz“ darstellten, weil sie durchgehend geschlossen hatten. Nicht so der Birdland Jazzclub, der ja auch dann öffnete, als nur eine Handvoll Zuschauer zugelassen waren, als man entweder gar nicht oder nur mit Verlust arbeiten konnte.
„Das Preisgeld von 50.000 Euro ist uns natürlich sehr willkommen und fließt ins Programm“, sagt Rehm. „Nachdem die Hotel-, Fahrt- und Nebenkosten sich ständig erhöhen, können wir mit dem Geld das Programm ohne Einschränkungen wie geplant realisieren. Wir haben ja einen Planungsvorlauf von mindestens einem Jahr. Da schließt man dann Verträge ab oder stellt Kalkulationen auf, die finanziell abgesichert sind, und dann explodieren plötzlich die Preise. Eine ungute Situation.“
Unter der keinesfalls die Musiker leiden sollen. Hier beweist sich erneut die Philosophie des Clubs. Musiker und Bands konnten während der Pandemie im Birdland sogar unter völligem Ausschluss der Fans spielen und bekamen ihre komplette Gagen. Dank diverser Radiomitschnitte und des clubeigenen YouTube-Kanals erreichten sie ihr Publikum dann eben auf Umwegen. Auch wenn die Umstände sich ändern, sollen die Musiker also keinen Schaden haben. „Vor deren Leistung kann man ja nur den Hut ziehen. Angemessen mit ihnen umzugehen, gebietet schon allein der Respekt,“ sagt Rehm. Was zur Folge hat, dass sie gerne in die Provinz kommen, auch wenn sie zur gleichen Zeit in den Metropolen mit weniger Aufwand viel mehr Geld verdienen könnten. Der gute Ruf, den der Club in der Szene genießt, kommt also nicht von ungefähr.