Kulturpreis 2001 der Stadt Neuburg an der Donau
an den Birdland Jazzclub e.V. am 11.12.2001
Laudatio von Dr. Tobias Böcker anlässlich der Verleihung:
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
mit dem Neuburger Kulturpreis soll heuer auch der Birdland Jazzclub e.V. geehrt werden. Die Idee ist naheliegend. Denn es wird durch Wiederholung nicht weniger wahr: Das Neuburger Birdland genießt internationales Renommeé. Der Jazzclub hat sich in den letzten fünfzehn Jahren von einem eher regional bedeutsamen Fanclub zu einem international erfolgreichen Veranstalter hoch- und höchstkarätiger Konzerte gemausert. Das ist zuallererst und nahezu einzig seinem langjährigen Präsidenten zu verdanken, Manfred Rehm, der dem Club als stolzes Gründungsmitglied seit 1958 angehört.
Unter Rehms Ägide hat der Birdland Jazzclub seit 1985 dafür gesorgt, dass die Stadt Neuburg an der Donau in der Welt der improvisierten Musik einen mehr als wohlklingenden Namen hat. Das Birdland ist das kulturelle Aushängeschild unserer Heimatstadt und erzeugt für Neuburg eine unvergleichliche und unschätzbare internationale Breitenwirkung. Von New York bis London, von Madrid bis New Orleans, von Japan bis Norwegen, überall in der Welt des Jazz ist das Birdland in Neuburg ein positiver Begriff.
Große Stars haben hier in den letzten Jahren gespielt, allein im Jahr 2001 sind mit der Chartprinzessin Jane Monheit, von deren Neuburger Auftritt das Magazin Focus eine ganze Bildseite veröffentlichte, mit Klaus Doldinger, Albert Mangelsdorff und den German Jazz Masters, mit Geri Allen, Clark Terry und den Heath Brothers, Ray Brown, Paul Kuhn, James Moody und Dusko Goykovich Persönlichkeiten aufgetreten, die in jedem Jazzlexikon etlichen Spaltenplatz belegen, eine wandelnde Phalanx der Geschichte und Gegenwart des Jazz.
Wohl gemerkt, es handelt sich zum großen Teil um Musiker, die die großen Säle gewohnt sind, kaum mehr in Clubs auftreten, auch in den USA nicht, die jedoch für das Birdland gern eine Ausnahme machen. Für Januar angesagt sind Benny Bailey und – freuen wir uns darauf – Hank Jones.
Eine solche Aufzählung – allein aus diesem Jahr – hat nichts mit Name-dropping zu tun. Sie soll nur zeigen, auf welchem Niveau sich das Programm des Birdland Jazzclubs bewegt. Was in Burghausen einmal im Jahr für Aufsehen sorgt, was Ingolstadt nur mit erheblichem Sponsorenaufwand für zwei Wochenenden im Jahr auf die Beine stellt, was die Landeshauptstadt München nicht auf diesem Niveau und Augsburg gar nicht erreicht, das schafft Manfred Rehm hier bei uns in Neuburg an der Donau das ganze Jahr über mit gleichbleibend hohem künstlerischem Anspruch. Selbstverständlich ist das auch in Neuburg nur möglich mit Hilfe des Einsatzes erheblicher städtischer Mittel und der Unterstützung treuer und generöser privater Mäzenaten.
Das Programmspektrum des Birdland Jazzclubs ist von faszinierender Vielfalt und Offenheit und bietet immer wieder echte Highlights für jeden Jazzgeschmack. Old-Time Fans kommen ebenso auf ihre Kosten wie die Jünger der Avantgarde, Mainstream-Hörer ebenso wie Abenteuerlustige, ältere Semester ebenso wie Jazzeinsteiger. Allein schon die Reihe „Art of Piano“ setzt Maßstäbe.
Die Musiker fühlen sich ausgesprochen wohl in unserer Stadt. Das kommt nicht von ungefähr. Neben der unvergleichlichen Atmosphäre im Gewölbe des Jazzkellers mit seiner hervorragenden Akustik, neben dem von Pianisten immer wieder hochgelobten und gut gepflegten Bösendorfer Flügel ist es auch die persönliche Beziehung, die den Musikern den Weg nach Neuburg leicht macht.
Wer einmal beobachtet hat, mit welcher konzentrierten Aufmerksamkeit Manfred Rehm Kontakt zu den Musikern knüpft, wie detailbewusst er ihnen die möglichst optimalen Auftrittsbedingungen zu stellen weiß, wie konsequent er die Musik in den Mittelpunkt stellt, der wird verstehen, warum auch die Stars ebenso gern wieder kommen wie die Newcomer – und das Publikum, denn Rehm ist in einem Punkt unerbittlich: seinem Qualitätsbewusstsein. Im Neuburger Jazzclub wird Musik ohne Netz und doppelten Boden geboten, ohne Filter, ohne Gimmicks, ehrlich und akustisch.
In letzter Zeit hat auch der Bayerische Rundfunk mehr und mehr entdeckt, welches jazzige Kleinod sich im Keller unter der Hofapotheke in unserer Altstadt etabliert hat; etliche Livemitschnitte haben die Radiohörer in den letzten Jahren serviert bekommen.
Es spricht für den rastlosen Einsatz Manfred Rehms auch in diesem Bereich, dass er gerade heute mit den verantwortlichen Chefs beim Bayerischen Rundfunk über die weitere Kooperation spricht, die in Zukunft auch auf den ORF ausgedehnt werden soll, ein wichtiger Termin für den Club, der – langfristig vereinbart – leider nicht mehr zu ändern war.
Kaum ein Jazzclub kann auf eine eigene CD-Reihe blicken. Zehn künstlerisch und klanglich wohlgelungene CD’s sind bisher erschienen, zum Teil auf international renommierten Labels. Die neueste Produktion des Full Moon Trio ist seit wenigen Wochen auf dem Markt, hat bereits hervorragende Kritiken in den einschlägigen Fachzeitschriften erhalten und wird am kommenden Sonntag in einem Konzert vorgestellt.
Meine Damen und Herren, ich kann allen hier Anwesenden nur ans Herz legen, die Gelegenheit wann immer es geht beim Schopf zu packen und den Facettenreichtum des Jazz hier in unserer Stadt zu genießen in einem der anerkannt schönsten Jazzclubs Deutschlands. Wir sitzen an einer reichlich sprudelnden Quelle lebendiger Musik.
Wie gesagt, die Idee ist naheliegend und die Stadt Neuburg an der Donau kann sich nur glücklich schätzen. Der ehrenamtliche Einsatz des Birdland Jazzclub, namentlich seines Präsidenten Manfred Rehm, prädestiniert den Club geradezu für die heute anstehende Ehrung.
Mit der Laudatio anlässlich der Verleihung des Kulturpreises der Stadt Neuburg an der Donau an den Birdland Jazzclub e.V. erlaube ich mir den Wunsch zu verbinden, dass der Mut nicht sinke, die Anerkennung stabil bleibe, die Kooperation fruchtbar sei und der Jazzclub auch in Zukunft so vorbildliche Kulturarbeit leiste – zum Wohl der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.