Gerade mal 21 Jahre jung ist die Saxophonistin Grace Kelly, eine absolut beachtenswerte Newcomerin, die sich im Zusammenspiel mit den Saxophon-Ikonen Phil Woods und Lee Konitz sowie als Leaderin eigener Projekte bereits einen ausgezeichneten Ruf erspielen konnte. Von der jungen Dame wird auch weiterhin zu hören sein. Wie sie in duftig weichem Balladenton in Antithese zu Sonny Rollins Tenor Madness die Tender Madness am Alto förmlich besang oder in halsbrecherischen Kaskaden auf den Spuren Monkscher Bebop-Tücke wandelte, Grace Kelly wird zumindest in Jazzerkreisen alsbald keine Namensverwechslung zu befürchten haben. Mit luftigem Ton, ganz den genannten Referenzen zugetan, intelligenten Linien und altersentsprechend wendiger, abenteueroffener, geradezu fröhlicher Spielfreude trumpfte sie im Birdland förmlich auf.
Die singende Kollegin René Marie an ihrer Seite ließ ihrerseits ihrem Faible für Eartha Kitt freien Lauf. Ganz getreu dem Motto I Wanna Be Evil besang sie mit verführerischem Schmelz Santa Baby, bekannte mit suggestivem Alt Id Rather Be Burned As a Witch, lockte im Duo mit Schlagzeuger Guido May Come On-a My Home und ließ mit klassisch swingender Stimme wissen: I Like You!
Mit der wohldosierten pianistischen Schaffenskraft von Anke Helfrich am Bösendorfer, der dritten Frau im Bunde, dem feingliedrig aufspielenden Peter Cudek am Bass und dem swing-Garanten Guido May am phantasievoll mitspielenden Schlagzeug agierte als Rhythm-Section ein profundes Trio erlesener Klasse, zu allen Schandtaten bereit in spontaner, variabler Kreativität, zu der vielleicht gerade das erste Konzert einer Tour einlädt. Die kann leicht zum Triumphzug werden.