Dutch Swing College Band | 11.01.2024

Donaukurier | Karl Leitner
 

Dixie, Ragtime, Oldtime Jazz, Swing, Blues – das ist ihr Metier. Alles was war, ehe Bebop und Modern Jazz aufkamen, bestimmt die Setlist. Die Fans der Band wissen ganz genau, was sie stilistisch von Braat, David Lukás (Klarinette, Te­nor- und Sopransaxofon), Keesjan Hoo­geboom (Trompete), Peters Kanters (Banjo, Gitarre) und Frits Landsbergen (Schlagzeug) erwarten dürfen und was nicht. Und auch von Martin Gumbrink an der Posaune, der tags zuvor erst für seinen erkrankten Kollegen rekrutiert wurde und seine Sache ausnehmend gut macht. Und weil die Songs von Louis Armstrong, Duke Ellington und ihren Zeitgenossen ganz genau den speziellen Musikgeschmack der Fans treffen, des­wegen kommen sie auch. Immer wieder.

Und sie hören trotz der erwartbaren Musik dennoch immer wieder Neues. In diesem Fall erstaunlich viele Stücke aus jener Zeit, die eher selten gespielt wer­den, auch von dieser Band nicht, die doch gefühlt alles im Programm hat, was zwischen den beiden Weltkriegen in New Orleans und Umgebung im Dunst­kreis von King Oliver, Kid Ory und Louis Armstrong passiert ist. Dazu kom­men immer wieder Eigenkompositionen aktueller und ehemaliger Bandmitglieder wie „March Of The Indians“ oder der „Doghouse Blues“, die geschickt ins zeitliche Umfeld eingepasst werden. Und darüber hinaus sogar ein paar Exoten, zu denen es natürlich auch kleine Geschich­ten zu erzählen gibt. Etwa die vom Gast­spiel beim thailändischen Ex-König Bhumibol, der selbst auch 49 Jazz-Stü­cke komponiert habe, von denen bei je­dem Konzert eines auf der Setlist steht. In diesem Fall ist es dessen „Candle Light Blues“, ein erstaunlich reifes Stück Musik, das den Musikern viel Freiraum für Soli bietet.

In dieser Hinsicht sind sie über jeden Zweifel erhaben, jeder einzelne von ih­nen. Auch wenn Frits Landsbergen auf seine witzige Art sein Drumsolo am pu­blikumswirksamsten inszeniert, darf man die anderen, die im Vergleich zu ihm eher „unauffällig“ agieren, nicht unter­schätzen, vor allem die Bläser nicht. Passgenauigkeit, Präzision, hervorragen­de Technik und Ideenreich­tum, dazu die Arrangements, für die hauptsächlich Da­vid Lukás verantwort­lich ist – aus alldem entwickelt die Band eine ungemein run­de Sache, die trotz des Etiketts „Oldtime Jazz“ nie altmodisch wirkt, sondern im Gegenteil spannend und – wenn schon nicht modern – dann eben zeitlos.

Ein schöner Abend im ausverkauften Audi Forum, dem, liest man das Pro­grammheft, durchaus noch weitere dieser Art folgen könnten, zum Beispiel am 22. Februar mit Quadro Nuevo, am 21. März mit dem Pasadena Roof Orchestra oder am 25. April mit den South West Oldti­me All Stars feat. Trevor Richards.