Presseberichte zum Spielstättenpreis 2025 für den Birdland Jazzclub:
Reinhard Köchl, Neuburger Rundschau, 19. November 2025
Für Manfred Rehm ist es inzwischen fast schon eine liebgewordene Routine. Im zweijährigen Turnus wird er von der Bundesinitiative Musik mit dem „Applaus“-Award für seine unermüdliche Arbeit im und für den Birdland-Jazzclub Neuburg ausgezeichnet, dem er seit der Gründung 1958 angehört und dessen Vorsitz er von 1985 bis heute inne hat. Sieben Mal hatte sich der Mann, den sie respektvoll den „Impresario“ nennen, bislang für den „Applaus“ beworben, sieben Mal wurde er bereits von den jeweils amtierenden Kulturstaatsministerinnen und -ministern für das „Beste Livemusikprogramm“ prämiert – am vergangenen Montag erneut in der Münchner Muffathalle vom aktuellen Ressortchef Wolfram Weimer. Rehm darf sich deshalb wieder von allerhöchster Stelle ins Stammbuch schreiben lassen, dass er einen der besten und erfolgreichsten Jazzclubs in Deutschland führt und diesen fast im Alleingang aufgebaut hat – es ist quasi sein Lebenswerk.
40 000 Euro bekam der 84-Jährige von Weimer nach vorheriger Prüfung durch eine hochkarätige Fachjury überreicht, um sein vor allem nach der Corona-Pandemie herausragendes Programm in gewohnter Qualität aufrechtzuerhalten und weiter ausbauen zu können. In den Anfangsjahren hatte es für das Birdland 15 000 Euro gegeben. Vor allem die stetige Aufwertung seiner Arbeit freut Rehm ungemein. „Natürlich unterstützen wir damit wie in den Vorjahren wieder den Jazz-Nachwuchs“, erklärte er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Aber in jüngerer Vergangenheit sind die reinen Fixkosten wie Energie, Wasser und Strom extrem nach oben geschnellt. Hinzu kommen noch die mittlerweile kaum mehr in den Griff zu bekommenden Belastungen durch die permanenten Verspätungen der Bahn. Erst kürzlich musste wir die Pianistin Lynne Arriale, die eigentlich mit dem Zug nach Neuburg kommen sollte, mit dem Auto abholen, weil die Strecke von Donauwörth her gesperrt ist.“ Deshalb, so Manfred Rehm, sei das Preisgeld ein willkommenes Fundament, damit der Club nicht ins Schlingern gerate. „Außerdem ist es mir ein Herzensanliegen, den Musikerinnen und Musiker in Zeiten, in denen sowieso alles teurer wird, weiterhin faire und angemessene Gagen zahlen zu können.“
2019 war Manfred Rehm als bislang einziger Kulturschaffender in Deutschland mit dem Sonderpreis für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet worden. Indem er sich nur alle zwei Jahren für den jährlich ausgelobten Award bewirbt, will Rehm auch anderen Jazz-Veranstaltungsstätten in der Republik die Gelegenheit geben, vom 1,7 Millionen Euro umfassenden Fördertopf, der noch vor zwei Jahren 2,3 Millionen Euro schwer war, zu profitieren. Denn er weiß nur zu genau, dass viele Clubs nahezu pausenlos ums Überleben kämpfen – ein Zustand, der er in Neuburg auf jeden Fall vermeiden möchte. Der Impresario hält eine vitale Szene für unabdingbar, um das Nischengenre Jazz überhaupt im öffentlichen Blickfeld halten zu können. Dass er in Bayern zusammen mit der wesentlich größeren Münchner „Unterfahrt“ der einzige Jazzclub ist, der diesmal in der Kategorie „Bestes Livemusikprogramm“ ausgezeichnet wurde, sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Insgesamt erhielten 20 Einrichtungen deutschlandweit die höchste staatliche Förderung, wobei die allermeisten aus den Bereichen Pop, Punk und elektronische Clubsounds stammen. Bei den „Besten Livemusikspielstätten“ (20 000 Euro Preisgeld) waren es 22, bei den „Besten kleinen Spielstätten und Konzertreihen“ (10 000 Euro) 43. Insgesamt wurden in der Muffathalle 88 Auszeichnungen für Livemusikclubs und Konzertreihen aus Deutschland vergeben, unter anderem auch in den Bereichen Inklusion, Nachhaltigkeit und Awareness. „Musikclubs sind ein wichtiger Teil der kulturellen Infrastruktur unseres Landes und das kreative Rückgrat der deutschen Populärmusikkultur“ betonte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer in seiner Ansprache. „Auch deshalb sind wir eine Kulturnation: Wegen des beeindruckenden Reichtums kultureller Institutionen in der Fläche und der breiten Palette regionaler Exzellenz.“ Die zentrale Aufgabe von Kulturpolitik sei es deshalb, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Clubs wie das Neuburger Birdland auch in Zukunft ihre Türen öffnen könnten, so Weimer. Denn Kulturförderung müsse gerade in schwierigen Zeiten oberstes Ziel der gesamten Gesellschaft sein – ein Gedanke, mit dem der Minister bei Manfred Rehm offene Türen einrennt. „Gerade diese Auszeichnung ist Balsam für unser ganzes Team und auch für mich, denn bei uns läuft alles nach wie vor noch absolut ehrenamtlich.“
Karl Leitner, Donaukurier, 22.11.2025
Man hätte es ja fast schon ahnen können. Nach 2013, 2015, 2017, 2019, 2021 und 2023 hat sich der Neuburger Birdland-Jazzclub wieder um den „Applaus“, den Spielstättenpreis der vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien beworben. Und die Auszeichnung auch prompt erhalten. Und so fuhr Birdland-Chef Manfred Rehm dieser Tage nach München, um die Auszeichnung entgegenzunehmen. Nach Bernd Neumann, Monika Grütters und Claudia Roth in den vergangenen Jahren wurde er ihm diesmal von Staatsminister Wolfram Weimer überreicht.
Seit 2013 hat sich einiges geändert. „Damals wurden die Häufigkeit und die Regelmäßigkeit von Konzertveranstaltungen besonders gewürdigt“, sagt Rehm, „heute geht es um die Qualität der Livemusikprogramme des Vorjahres, also um das, was wir 2024 gemacht haben.“ Der Preis, umfasst insgesamt rund zwei Millionen Euro, wird in verschiedenen Kategorien verliehen und dient der finanziellen Stärkung von kleineren und mittleren Livemusikclubs, die oftmals mit hohem finanziellem Risiko ein kulturell herausragendes Programm anbieten, soll die soziale Bedeutung von Livemusikspielstätten unterstreichen und Aufmerksamkeit erregen für die strukturellen Herausforderungen und Belange der Spielstätten in den Kommunen und Regionen. Für das Birdland bedeutet das eine Zuwendung von insgesamt 40.000 Euro, die Rehm ganz gezielt einsetzen will. „Das Geld wird zum Großteil in die Gagen für junge Musiker laufen“, sagt er. „Wir haben junge Musiker ja schon immer gefördert. Das machen wir nun verstärkt, indem wir ihnen die gleichen Gagen anbieten wie den international renommierten Bands und Künstlern, die regelmäßig bei uns zu Gast sind. Erstens, damit sie davon ihr Leben finanzieren und zweitens, um sie auf eine Stufe zu Stellen mit Künstlern, die schon lange im Geschäft sind.“
Direkt wird sich das Preisgeld aber erst zeitversetzt auswirken, weil „wir die Planungen und die Kalkulation für 2026 zum überwiegenden Teil schon zu einem Zeitpunkt abgeschlossen haben, als wir noch gar nicht wussten, dass wir diese Zuwendung bekommen würden.“ Ein finanzielles Polster zu haben, tut immer gut. „Hotel- und Restaurantkosten, Reise- und Transportkosten – alles ist wesentlich teurer geworden in letzter Zeit“, erzählt er. „Aber nur weil alles teurer, unzuverlässiger und komplizierter wird, würden wir keineswegs auf die Idee kommen, in Zukunft weniger Veranstaltungen anzubieten oder Abstriche an der Qualität zu machen. Nein, an Häufigkeit und Form der Konzerte, mit denen wir seit Jahrzehnten gute Erfahrungen gemacht haben, werden wir auf keinen Fall etwas ändern.“ – Womit das Preisgeld bestens angelegt und das Birdland solide aufgestellt ist. Gute Nachrichten in Zeiten der kulturellen Abwärtsspirale.

