Musik kann so einfach sein. Es braucht bloß zwei Töne für eine Bewegung. Der Pianist greift sie mit der rechten Hand im Bassregister auf, modelliert eckige Kürzel aus der Asservatenkammer des Bebop und startet eine Reise durch die Geschichte des Pianos. Wenn Vijay Iyer mit der ihm eigenen Eleganz die 88 Tasten durchmisst, dann bedient er weder die Erwartungshaltung der Swingfans, noch überschwemmt er das Auditorium mit einer Flut von Arabesken. Sein Spiel greift weiter als das vieler Kollegen, gerade im Trio, dieser weitgehend erschöpften Besetzungsform. Der 52-Jährige ist anders als der Rest. Ohne Zweifel zählt er zu den letzten Universalgenies. Ein Autodidakt, der als einer der wichtigsten Pianisten der Gegenwart mit einem Grammy ausgezeichnet wurde und einen Bachelor in Mathematik, einen Master in Physik sowie einen interdisziplinären Doktortitel in Technologie und Geisteswissenschaften besitzt. Im Trio mit der fantastischen Bassistin Linda May Han Oh, die bereits im April mit einem bewegenden Konzert das Birdland in ihren Bann zog, und Drummer Jeremy Dutton konstruiert er ein plastisches Gesamtkunstwerk aus Tönen und Metren, aus Emotionen und Farben, aus Fats Waller, Bill Evans, Strawinsky, Prokofjew und eben – Vijay Iyer. Ein fürwahr spektakuläres Ereignis!
Aktuelles Album:Compassion – ECM/Universal
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