
Claus Raible ist ein ungewöhnlicher Pianist. Ein bisschen aus der Zeit gefallen, aber fernab von dem Ruf, bieder oder gar stromlinienförmig zu sein. Wann immer der 55-jährige spielt, katzbuckelig, auf einem Stuhl kauernd, dann hört es sich an, als würden Bud Powell oder wahlweise Elmo Hope den Elfenbeinwald durchpflügen. Dass er auch Monk mag, klingt aus jeder Note heraus. Raible und seine Crew um Bassist Giorgos Antoniou sowie Schlagzeuger Xaver Hellmeier bringen alles tatsächlich auf den Punkt, diese swingende Intensität, diese zeitlose Aktualität von Standards wie „Iʼll Remember April“ oder „Off Minor“. Der Münchner lebt den Bebop wie kaum ein anderer, interpretiert ihn mit der Authentizität eines Zeitmaschinen-Passagiers, der Besessenheit eines flammenden Anhängers und dem Drang, nie wie eine billige Kopie, sondern stets wie das Original zu klingen. Der Münchner Pianist, vielen Birdland-Fans nicht nur durch seine fantastische, 2004 in den Katakomben der Hofapotheke aufgenommene Trio-CD mit Ed Thigpen und Martin Zenker bekannt, fürchtet weder Tod, Teufel noch Kritiker und zieht einfach sein Ding durch. Raible und Co. haben ihre Musik bis in die letzte Nervenbahn verinnerlicht. Mit Nostalgie hat das nichts zu tun. Eher mit Identität, Integrität und Glaubwürdigkeit.
Aktuelles Album:Trio! – Alessa Records/Galileo MC