Es ist der Neustart für eine Band, die schwere Tage hinter sich hat. Bolero Berlin verlor gleich zwei ihrer tragenden Säulen, schon 2020 den wunderbaren und unvergessenen Gitarristen Helmut Nieberle und erst im April den Perkussionisten Topo Gioia. Eine einschneidende Zäsur also für die Musiker, die sich selbst „The Latin Soul of The Berlin Philharmonic“ nennen und vielen noch von ihren Gastspielen 2008, 2014 und 2017 im Audi Forum Ingolstadt in allerbester Erinnerung sind. Insofern grenzt es an ein kleines Wunder, dass die Combo um den Bratschisten Martin Stegner in neuer Besetzung wieder nach Ingolstadt kommt und ein vitales Lebenszeichen von sich gibt. Den Gitarrenpart des verstorbenen Helmut Nieberle hat dessen Freund Paulo Morello übernommen und für Topo Gioia sorgt nun Rolo Rodriguez für den authentischen Latin-Rhythmus. Natürlich sind Bolero Berlin ihrem Erfolgsrezept treu geblieben. Sie kredenzen eine feurige Melange aus kubanischen Boleros, argentinischen Tangos, Duke Ellington, Maurice Ravel und Georges Bizet. Die berühmte Quadratur des Kreises? Eigentlich geht es nur um einen mutigen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Solisten der Berliner Philharmoniker und Jazzmusiker erfüllen mit kammermusikalischer Prägnanz, Leidenschaft und atemberaubenden Improvisationen melancholisch und lustvoll jeden Saal. Dank ihres ebenso konzertanten wie eleganten Vortrags entsteht dabei ein Feuerwerk an Farben und Rhythmen.