Inzwischen ist es sein Markenzeichen: Die Fähigkeit, weitreichende Idiome und ein breit gefächertes Repertoire auf den Punkt zu bringen und dabei noch einen völlig eigenständigen Ausdruck an den Tag zu legen. Bobo Stenson, der zuletzt vor fast genau zehn Jahren im Neuburger Hofapothekenkeller gastierte, gilt als absoluter Minimalist, der nur die nötigsten Noten auf der Klaviatur tupft und lieber Pausen wirken lässt. Dennoch pulsiert seine Musik, bewegt sich in Wellen mit langen improvisierten Phrasen, wirkt wie ein schlummernder, aber quicklebendiger Organismus. Um solche audiophilen Kunststücke zu vollbringen, braucht es Partner, mit denen der 80-jährige Schwede durch Dick und Dünn gehen kann. Der Bassist Anders Jormin und der Schlagzeuger Jan Fält bilden seit Jahrzehnten mit Stenson eine besondere, symbiotische Einheit. Sie bewegen sich auf subtile und wie eigenwillige Weise durch eine Reihe von Eigenkompositionen sowie Melodien, die von skandinavischen Komponisten stammen. Stenson, Jormin und Fält würden nie von der Stange spielen. Bei ihnen kristallisieren sich vielmehr die Dinge aus dem Moment heraus. Ihre Devise: Nie das Gleiche zwei Mal ausprobieren, und das mit aller Entschlossenheit und Konsequenz. Deshalb dürfte auch dieses Birdland-Konzert wieder ein absolutes Unikat werden.
Aktuelles Album:Sphere – ECM/Universal