Szenen einer Ehe: Eine haut drauf, der andere wehrt sich. Mal subtil, mal zornig, mal versteckt, mal direkt. Fließend tauschen sie ihre Rollen, wechseln die Plätze auf der Klavierbank, duellieren oder liebkosen sich. Das Faszinierende: Alles folgt intuitiven Regeln, bei denen keiner eine bestimmte Grenze überschreitet. Wut und Zärtlichkeit, brachiale Gewalt und filigrane Virtuosität finden unter ihren Händen auf seltsame Weise eine stimmige Balance. Seit 37 Jahren sind Aki Takase (76) und Alexander von Schlippenbach (86) miteinander verheiratet. Zwei Jazzpianisten von Weltruf, jeder für sich eine Ikone der Avantgarde, aber von ihrer Spielhaltung her erfrischend verschieden. Die eine liebt die heftigen stilistischen Sprünge im Rahmen der gültigen Parameter, der andere den kalkulierten Tabubruch. Nach zwölf Jahren geben sie im Neuburger Birdland wieder eines ihrer raren Duokonzerte, und das noch dazu vierhändig auf einem Flügel. Dabei kommen sie sich nicht so häufig in die Quere, als wenn sie sich gegenübersitzen würden. Aber die Gefahr besteht sowieso selten: Die zierliche Japanerin und der knorrige Berliner wissen genau, wie der andere tickt. Und so geraten ihre Intermezzi zu kleinen Lehrstunden über Raumaufteilung, nonverbale Kommunikation und intuitive Reaktion. Bis dass der Ton sie scheidet.
Aktuelles Album:Four Hands Piano Pieces – Trost Records